Chronische Hauterkrankungen akzeptieren: Dein Weg zu mehr Selbstliebe

Ratgeber

Akne inversa und Vitiligo sind chronische Hauterkrankungen, die weit über die rein körperlichen Symptome hinausgehen. Sie können das Selbstbild stark beeinflussen und zu Schamgefühlen, Frustration und sozialem Rückzug führen. Verstärkt werden diese Verhaltensweisen oft zusätzlich durch Stigmatisierung, Ablehnung oder Diskriminierung von Mitmenschen. Die daraus entstehende psychische Belastung mündet nicht selten in depressiven Episoden und Angsterkrankungen.1,2 Dabei handelt es sich um ernsthafte Krankheiten, die in professionelle Behandlung gehören. Voraussetzung für mehr Wohlbefinden ist jedoch – unabhängig davon, ob Betroffene bereits in therapeutischer Begleitung sind – die Akzeptanz der Hauterkrankung. Sich selbst anzunehmen und eine liebevolle Selbstfürsorge zu entwickeln, ist Voraussetzung, um sich besser von äußeren Einflüssen und Kommentaren abzugrenzen. Das kann der Schlüssel zu mehr Lebensqualität sein.

10.12.2024

Unter Selbstakzeptanz, oder auch Selbstannahme, versteht die Psychologie die Art und Weise, wie man sich selbst in seiner Gesamtheit wahrnimmt und akzeptiert.3 Dies kann mitunter ein langer Prozess sein. Das ist völlig in Ordnung! Ziel ist es, nicht mehr gegen einzelne Aspekte seiner selbst anzukämpfen und diese abzulehnen. Es geht darum, sich unbewertet wahr- und anzunehmen. Dieser Weg verläuft nicht linear. Es kann gute und schlechte Tage geben.

Selbstfürsorge – Der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden

Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge sind keine synonymen Begriffe. Selbstakzeptanz ist die Grundlage für Selbstfürsorge. Denn bei Selbstfürsorge handelt es sich um ein aktives Bemühen, sich um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden zu kümmern.4 Dabei begegnet man sich selbst liebevoll und wertschätzend und nimmt seine Empfindungen und Bedürfnisse ernst. Die beiden wesentlichen Aspekte der Selbstfürsorge sind daher die positive Haltung zu sich selbst und ein aktives Handeln. Beides mit dem Ziel, sich psychisch und körperlich so gut es geht wohlzufühlen.5

10 Tipps für mehr Selbstfürsorge bei Vitiligo und Akne inversa

Die folgenden 10 Tipps erscheinen auf den ersten Blick vielleicht etwas simpel, doch sie bieten konkrete und unkomplizierte Ansätze, wie mehr Selbstfürsorge leicht in den Alltag integriert werden kann – ohne Druck oder große Anstrengung. Der Einstieg in mehr Selbstfürsorge soll einfach sein und dir helfen, dich dauerhaft im Alltag besser zu fühlen. .

1 Die emotionale Herausforderung annehmen

Es ist wichtig zu verstehen, dass die emotionalen Reaktionen auf chronische Hauterkrankungen wie Akne inversa oder Vitiligo völlig normal sind. Die sichtbaren Hautveränderungen können Unsicherheit auslösen und das Gefühl vermitteln, anders zu sein. Dich mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen, anstatt sie zu unterdrücken, ist der erste Schritt zur Akzeptanz. Erlaube dir, traurig, wütend oder frustriert zu sein. Diese Gefühle sind Teil deines Prozesses.

2 Stärke dein positives Selbstbild durch Reflexion

Es kann helfen, eine Liste mit positiven und negativen Eigenschaften anzulegen. Dabei kannst du von Äußerlichkeiten auf innere Werte, Eigenschaften, Verhaltensweisen und Gefühle übergehen. Konzentriere dich dabei auch auf Stärken und Interessen, die unabhängig von deiner Haut existieren. Was macht dich aus? Was liebst du an dir? Du kannst die Liste immer weiter ergänzen und dir regelmäßig Zeit nehmen, um sie durchzugehen. Es geht dabei nicht darum, negativere Eigenschaften zu eliminieren, sondern sie als Teil von dir anzunehmen und mit ihnen zu leben. Unzulänglichkeiten sind menschlich. Du kannst so aber auch lernen, deine Stärken und Talente wertzuschätzen und dankbar zu sein, für das was dich ausmacht.

3 Entspannungstechniken und Bewegung im Alltag integrieren

Stress kann Hauterkrankungen verschlimmern. Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation, Yoga oder Atemübungen können dir helfen, Stress abzubauen, zur Ruhe zu kommen und deinen Körper bewusster wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Auch regelmäßige Bewegung in Form von Spaziergängen oder sportlichen Aktivitäten können sich positiv auf dein Wohlbefinden auswirken. Wichtig dabei ist, auf die Signale deines Körpers zu achten und die Intensität entsprechend deinen Bedürfnissen und deiner Erkrankung anzupassen. Du musst dich nicht zu großen Anstrengungen drängen, sondern kannst in deinem eigenen Tempo handeln.

4 Gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf

Du kannst dein Wohlbefinden durch eine ausgewogene Ernährung mit frischen und nahrhaften Lebensmitteln stärken. Versuche Nahrungsmittel zu dir zu nehmen, die sich positiv auf deinen Erkrankungsverlauf auswirken und deine Therapie unterstützen können. Außerdem ist es wichtig, für ausreichend Schlaf und eine gute Schlafhygiene zur Erholung von Körper und Geist zu sorgen. Schlaf spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation vieler Körperprozesse wie dem Immunsystem, der Energiebereitstellung und dem Abbau schädlicher Stoffe und ist daher essenziell für dein allgemeines Wohlbefinden.

5 Individuelle Hautpflege

Eine auf deine chronische Hauterkrankung abgestimmte Hautpflege, die in Absprache mit deiner Dermatologin bzw. deinem Dermatologen entwickelt wurde, kann nicht nur die körperlichen Symptome lindern, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Selbstfürsorge leisten. Du nimmst dir bewusst Zeit für dich und deine Bedürfnisse. Das kann dein Selbstvertrauen stärken.

6 Tu dir selbst etwas Gutes

Gönn dir regelmäßig Auszeiten, in denen du Dinge tust, die dir Freude bereiten – sei es ein Hobby, ein Treffen mit Freunden und Familie oder entspannende Momente für dich selbst. Solche positiven Erlebnisse tragen nicht nur zu deiner Erholung bei, sondern stärken auch dein Selbstwertgefühl und deine Lebensfreude.

7 Setzte dich mit deiner Erkrankung auseinander

Auch das ist ein Teil der Selbstfürsorge. Je mehr du dich mit deiner chronischen Hauterkrankung, deren Entstehung, Symptomen und vor allem den Behandlungsmöglichkeiten auskennst, desto besser kannst du auch für dich selbst einstehen. Tritt deiner Dermatologin bzw. deinem Dermatologen gut informiert und auf Augenhöhe gegenüber. Solch ein enger Austausch bietet die Chance auf die bestmögliche Behandlung.

8 Du bist nicht allein! Verbundenheit finden

Der Austausch mit anderen Betroffenen kann enorm entlastend und hilfreich sein. In Selbsthilfegruppen findest du Andere, die die gleiche Erkrankung wie du haben und einen ähnlichen Weg gegangen sind. Hier stößt du auf Verständnis, Unterstützung und den Austausch von Erfahrungen. Bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) kannst du online bundesweit nach einer passenden Selbsthilfeadresse speziell für Vitiligo oder Akne inversa suchen.6

9 Umgang mit Blicken und Kommentaren

Bereite dich auf mögliche Reaktionen deiner Umwelt vor. Überlege dir vielleicht im Voraus, wie du auf neugierige Blicke oder unsensible Kommentare reagieren möchtest. Eine kurze, sachliche Erklärung kann hilfreich sein, aber du bist niemandem Rechenschaft schuldig.

10 Professionelle Unterstützung

Nicht jeden Weg musst du allein gehen. Dir Hilfe zu suchen, wenn du mit bestimmten Dingen allein nicht mehr umgehen kannst, ist auch ein Teil der Selbstfürsorge. Psychodermatolog*innen und Psychotherapeut*innen können dich dabei unterstützen, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und mit den emotionalen Herausforderungen der Erkrankung umzugehen.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – auch mit deiner Hauterkrankung. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

Quellen
  • 1Kota S et al Indian Dermatol Online J 2019; März-Apr; 10(2):153–157.
  • 2Hong J, Koo B, Koo J. The psychosocial and occupational impact of chronic skin disease. Dermatol Ther. 2008 Jan-Feb;21(1):54-9.
  • 3https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstakzeptanz/13854 (letzter Zugriff am 14.11.2024)
  • 4https://www.zepf.eu/selbstfuersorge/ (letzter Zugriff am 14.11.2024)
  • 5 DDahl, C. & Dlugosch, G. E. (2019). Besser leben! Ein Seminar zur Stärkung der Selbstfürsorge von psychosozialen Fachkräften. Prävention und Gesundheitsförderung, 15 (1), 27-35.
  • 6https://www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/

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