Akne inversa verstehen: Definition, Ursachen und Prävalenz

Akne inversa | Akne inversa-Wissen

Akne inversa, auch als Hidradenitis suppurativa bezeichnet, ist eine äußerst schmerzhafte und chronische Hauterkrankung. Obwohl Millionen von Menschen weltweit betroffen sind, wird sie häufig übersehen und kann das tägliche Leben von Betroffenen zur Qual machen. Doch wie entsteht die Akne inversa? In diesem Beitrag erhältst du die wichtigsten Hintergrundinformationen zur Erkrankung.

12.06.2024

Was ist Akne inversa?

Im Gegensatz zu ihrem Namensvetter „Akne vulgaris“ handelt es sich bei Akne inversa nicht um Pickel in und um die Lebensphase der Pubertät. Die chronisch-entzündliche Hauterkrankung betrifft vor allem die Bereiche, in denen Haut auf Haut reibt, wie Achselhöhlen, Leisten und Intimbereich. Sie äußert sich durch schmerzhafte Knoten, Abszesse und Narbenbildung. Diese Knoten können sich entzünden und Eiter absondern, was häufig zu erheblichen Beschwerden und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität von Betroffenen führt. 1

Wie entsteht Akne inversa?

Die Entstehung von Akne Inversa beginnt in den Haarfollikeln, die sich vor allem im Bereich von Hautfalten befinden.2 Diese Bereiche sind besonders anfällig, da sie feucht und erhöhter Reibung ausgesetzt sind. Die Haarfollikel sind von einem sogenannten Haarbalg umgeben, der Talgdrüsen und Nervenenden enthält. Eine Überproduktion von Talg und abgestorbenen Hautzellen kann die Haarfollikel verstopfen, was zu Schwellungen und Entzündungen führt. Diese Entzündungen äußern sich in schmerzhaften, erbsengroßen Knoten unter der Haut, die sich weiter zu Abszessen entwickeln können.3 Abszesse sind schmerzhafte, mit Eiter gefüllte Hohlräume, die unter der Haut auftreten. Mit der Zeit können sich diese Abszesse weiterentwickeln und zu Fisteln führen. Fisteln sind tunnelartige Gänge unter der Haut, die die Abszesse miteinander oder mit der Hautoberfläche verbinden. Diese Fisteln können sich als nässende und schmerzhafte Pickel an der Hautoberfläche zeigen.4

Warum entsteht Akne inversa?

Die genauen Ursachen von Akne inversa sind noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler*innen konnten jedoch herausfinden, dass unterschiedliche Faktoren zusammenspielen und zu einer Entstehung beitragen können:

Immunsystem: Akne inversa zählt zu den Autoimmunerkrankungen.5 Die Grundlage bildet eine Entzündung am Haarfollikel, die durch immunologische Reaktionen ausgelöst wird. Diese geht dann immer mehr auch auf das gesunde Gewebe über.  Dadurch wird die Entzündung und die damit verbundenen Symptome verstärkt. Auch eine Ansiedlung von Bakterien und der Verschluss des Haarfollikels, wodurch dann die Abszesse entstehen können, werden begünstigt. Dies kann die Heilung der betroffenen Bereiche erschweren und zu chronischen Entzündungen führen.6

Genetische Veranlagung: Hinweise deuten darauf hin, dass genetische Faktoren eine Rolle in der Entwicklung von Akne inversa spielen. So haben Menschen, die ein betroffenes Familienmitglied haben, ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken.7

Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Schwankungen, wie sie während der Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft oder Menopause auftreten, können die Krankheit verschlimmern oder akute Schübe auslösen.8

Übergewicht: Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem höheren Body-Mass-Index (BMI) häufiger an Akne inversa leiden. Durch das Übergewicht kann es zu einer erhöhten Schweißbildung und Reibung in den Hautfalten kommen, was die Bildung von Knoten begünstigt.9

Rauchen: Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Raucher*innen ein höheres Risiko haben, Akne inversa zu entwickeln, als Nichtraucher*innen.10

Hinweis der „Bitte berühren“-Redaktion

Sowohl unter Betroffenen als auch in der breiten Öffentlichkeit hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass Akne inversa durch eine mangelnde Hygiene ausgelöst wird. Das ist falsch!

Wer kann an Akne inversa erkranken?

Akne inversa kann grundsätzlich bei allen Menschen und in jedem Alter auftreten. In Deutschland leiden ca. 830.000 Menschen an der chronischen Hauterkrankung.11 Es wird jedoch eine hohe Dunkelziffer vermutet. Während Frauen aufgrund der hormonellen Unterschiede oft häufiger von Akne inversa betroffen sind, scheint das Alter nur eine bedingte Rolle zu spielen.12 Zwar gibt es eine Häufung im jungen Erwachsenenalter, typischerweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr – jedoch gibt es auch Betroffene, bei denen die Erkrankung in der Kindheit oder im höheren Alter ausbricht. 13

Auch ethnische Unterschiede können den Ausbruch der Erkrankung beeinflussen. So gibt es Hinweise darauf, dass Menschen mit einem dunkleren Hauttyp häufiger von der Akne inversa betroffen sind. Allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, um den ethnischen Unterschieden auf den Grund zu gehen.14

Kurz und knapp: Was du über Akne inversa wissen solltest

  • Nicht verwechseln: Akne inversa ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Haut, die nicht mit dem Namensvetter Akne vulgaris verwechselt werden darf.
  • Ein Blick unter die Haut: Akne inversa ist von schmerzhaften Knoten unter der Haut gekennzeichnet, die sich zu Abszessen und Fisteln entwickeln können.
  • Familienerbe und Lebensstil: Genetische Faktoren, hormonelle Veränderungen, Übergewicht und Rauchen können Akne inversa begünstigen.
  • Mitten im Leben: Die Erkrankung tritt besonders häufig bei Personen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf.
  • Es kann alle treffen: Grundsätzlich kann jeder an Akne inversa erkranken.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Akne inversa. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

Quellen
  • 1 Zouboulis Christos C et al. S2k-Leitlinie zur Therapie der Hidradenitis suppurativa/Acne inversa
  • 2 Kurzen H et al. (2015) What causes hidradenitis suppurativa? Experimental Dermatology, 24(10), 728-731. doi:10.1111/exd.12713.
  • 3 Alikhan, A., Lynch, P. J., & Eisen, D. B. (2009). Hidradenitis suppurativa: A comprehensive review. Journal of the American Academy of Dermatology, 60(4), 539-561.
  • 4 van der Zee H.et al. (2015). New insights into the diagnosis of hidradenitis suppurativa: Clinical presentations and pathogenesis. Journal of the American Academy of Dermatology, 73(5 Suppl 1), S23-S26. doi:10.1016/j.jaad.2015.07.045.
  • 5 Hunger R et al. (2017). Swiss practice recommendations for the management of hidradenitis suppurativa/acne inversa. Dermatology, 233(2-3), 113-119. doi:10.1159/000477459.
  • 6Schlapbach C. et al. (2014). Hidradenitis suppurativa and the metabolic syndrome. British Journal of Dermatology, 171(6), 1400-1401. doi:10.1111/bjd.13270.
  • 7Gao M et al. (2010). Hidradenitis suppurativa/acne inversa: A case-control study of risk factors in Chinese patients. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, 24(1), 103-104. doi:10.1111/j.1468-3083.2009.03414.x.
  • 8von Laffert M et al. (2011). Hidradenitis suppurativa/acne inversa: Bilateral axillary involvement and significant improvement with an oral contraceptive. Acta Dermato-Venereologica, 91(3), 356-357. doi:10.2340/00015555-1043.
  • 9Tzellos T et al. (2019). Cardiovascular disease risk factors in patients with hidradenitis suppurativa: A systematic review and meta-analysis of observational studies. The British Journal of Dermatology, 181(2), 171-177. doi:10.1111/bjd.17612
  • 10Revuz J et al. (2008). Prevalence and factors associated with hidradenitis suppurativa: Results from two case-control studies. Journal of the American Academy of Dermatology, 59(4), 596-601. doi:10.1016/j.jaad.2008.06.020
  • 11Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie e.V.: Was ist Akne inversa? Abgerufen am: 30.05.2024 auf https://dgdc.de/akne-inversa.html
  • 12Vinding G. et al. (2014). The prevalence of inverse and other variants of hidradenitis suppurativa: A population-based study. The British Journal of Dermatology, 170(4), 884-889. doi:10.1111/bjd.12740.l
  • 13Saunte D et al. (2017). Hidradenitis suppurativa: Advances in diagnosis and treatment. JAMA, 318(20), 2019-2032. doi:10.1001/jama.2017.16691.
  • 14Garg A et al. (2017). Racial differences in the prevalence and presentation of hidradenitis suppurativa in the United States. Journal of the American Academy of Dermatology, 77(3), 410-415. doi:10.1016/j.jaad.2017.04.1146.
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