Akne inversa erkennen: Der Weg zur Diagnose

Akne inversa | Akne inversa-Wissen

Die Symptome von Akne inversa sind nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern hinterlassen oft bleibende Spuren und verursachen erhebliche psychische Belastungen. Trotz dieser gravierenden Auswirkungen dauert es im Durchschnitt etwa acht Jahre, bis eine Diagnose gestellt wird. Deshalb ist es so wichtig, über das Krankheitsbild aufzuklären und Betroffene darüber zu informieren, wie sie erste Warnzeichen erkennen können und was die anschließenden Schritte sein sollten.

20.06.2024

Wie sieht Akne inversa aus?

Akne inversa zeigt sich typischerweise durch Knoten, Abszesse und Fisteln. Diese können mit Rötungen, Temperaturveränderungen, Funktionseinschränkungen und Schmerzen einhergehen. Betroffen sind oft Hautstellen, wo die Haut aneinander reibt oder stärker behaart ist, wie in den Achselhöhlen, der Leistengegend, am Gesäß, unter der Brust, an den Innenseiten der Oberschenkel und in der Analfalte.1

Phasen von Akne inversa

Akne inversa verläuft in verschiedenen Stadien, die jeweils durch unterschiedliche Schweregrade und Symptome gekennzeichnet sind. Diese Stadien lassen sich in folgende drei Phasen einteilen2:

  1. Frühe Phase: In dieser treten gelegentlich schmerzhafte Knoten auf, die sich zurückbilden, aber auch immer wiederkehren können.3
  2. Mittlere Phase: Die Knoten werden häufiger und größer. Es bilden sich Abszesse, die aufbrechen und schmerzhafte Fisteln entstehen. Die Entzündungen halten über längere Zeiträume an und führen zu narbigen Veränderungen der Haut.3
  3. Späte Phase: In dieser Phase sind die betroffenen Hautbereiche stark vernarbt und deformiert. Die Abszesse und Fisteln sind chronisch und verursachen kontinuierliche Schmerzen. Es können großflächige, entzündliche Hautveränderungen auftreten, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.3

Nicht alle Betroffenen durchlaufen jede Phase. Manche haben nur milde Symptome, während andere unter schweren chronischen Verläufen leiden.

Diagnose von Akne inversa

Wenn Betroffene erste Symptome bei sich entdecken oder eine Akne inversa vermuten, sollten sie eine Dermatologin oder einen Dermatologen aufsuchen. Die Expert*innen können eine ausführliche Anamnese durchführen, die Diagnose sichern und die notwendigen Behandlungen einleiten.

 

Anamnese und körperliche Untersuchung

Eine ausführliche Anamnese ist der erste Schritt bei der Diagnose von Akne inversa. Die Ärztin oder der Arzt wird die Betroffenen nach Symptomen wie Schmerzen, Abszessen, Fisteln und Narbenbildung befragen. Es ist wichtig, dass die bzw. der Betroffene alle Symptome offen anspricht, da dies entscheidend für die Diagnose und die Planung der Behandlung ist.

An die Anamnese schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei der nach charakteristischen Läsionen gesucht wird. Diese treten typischerweise in den Hautfalten auf, wie unter den Achseln, in der Leistengegend, im Genitalbereich oder im Bereich der Brust. Die Identifizierung und Bewertung dieser Läsionen ist entscheidend für die Bestimmung des Schweregrads der Erkrankung.3

 

Dermatoskopie

Die Dermatoskopie ist eine Technik, bei der ein spezielles Handgerät mit einer Lupe und einer Lichtquelle verwendet wird. Durch die Vergrößerung und Beleuchtung der Haut kann die Dermatologin oder der Dermatologe charakteristische Merkmale der Akne inversa-Läsionen erkennen wie Follikelverstopfung, Eiterung und Fistelbildung. Diese Untersuchung hilft dabei, die Diagnose zu bestätigen und den Schweregrad der Erkrankung genauer einzuschätzen.4

 

Biopsie

In einigen Fällen kann eine Hautbiopsie erforderlich sein, um die Diagnose Akne inversa zu bestätigen.5 Dabei wird eine Gewebeprobe aus einer Läsion entnommen und im Labor untersucht. Die Ergebnisse der Biopsie können dazu beitragen, andere Hauterkrankungen auszuschließen und die anschließende Behandlung zu planen.6

 

Bildgebende Verfahren

In fortgeschrittenen Fällen oder bei Verdacht auf Komplikationen können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall eingesetzt werden. Diese Untersuchungen ermöglichen eine detaillierte Beurteilung von Läsionen in tieferen Gewebeschichten und können bei der Planung von chirurgischen Eingriffen hilfreich sein. Sie werden jedoch nicht routinemäßig verwendet und kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn die klinische Untersuchung allein nicht ausreicht, um alle Aspekte der Erkrankung zu erfassen.

Akne inversa messbar machen – Diagnosekriterien und Scores

Um die Beschwerden besser einschätzen und kategorisieren zu können, arbeiten Dermatolog*innen mit sogenannten Scores oder Bewertungssystemen. Vor allem das International Hidradenitis Suppurativa Severity Score System (IHS4) wird in der Praxis oft angewandt. Es beurteilt den Schweregrad der Akne inversa, in dem je nach Art der Läsion (Knoten, Abszesse oder Fisteln) Punkte vergeben werden. Pro Knoten gibt es einen Punkt, bei einem Abszess zwei Punkte und bei einer Fistel werden vier Punkte gezählt. Die Höhe der Endpunktzahl entscheidet, ob eine milde, mittelschwere oder schwere Akne inversa vorliegt.6

Auch der HS Severity Index (HSSI) ist ein Bewertungssystem, das entwickelt wurde, um den Schweregrad der Akne inversa zu standardisieren und die Behandlungsergebnisse leichter verfolgen zu können. Im Vergleich zum IHS4 berücksichtigt dieser auch die Schmerzen und Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen.7

Kurz und knapp: Das Wichtigste über den Weg zur Akne inversa-Diagnose

  • Zeig dich: Akne inversa zeigt sich typischerweise durch Knoten, Abszesse und Fisteln –, die meist in Regionen auftreten, in denen Haut aufeinander reibt.
  • Grad der Akne inversa: Akne inversa kann in drei Phasen unterteilt werden, die den Schweregrad der Erkrankung angeben.
  • Ein langer Weg: Trotz der schweren Symptome dauert es im Durchschnitt bis zu acht Jahre, bis Betroffene die Diagnose Akne inversa erhalten.
  • Erste Schritte: Eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch eine Dermatologin oder einen Dermatologen sind der erste Schritt zur Diagnose.
  • Akne inversa bewerten: Zur Einschätzung des Schweregrads greifen Dermatolog*innen häufig auf das International Hidradenitis Suppurativa Severity Score System (IHS4) oder den HS Severity Index (HSSI) zurück.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Akne inversa. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

Quellen
  • 1 Mayo Clinic. „Hidradenitis suppurativa – Symptoms and causes.“ Mayo Clinic.
  • 2 DermNet NZ. „Hidradenitis suppurativa.“ DermNet NZ.
  • 3 American Academy of Dermatology. „Hidradenitis suppurativa: Diagnosis and treatment.“
  • 4 Jaber, Kareem, et al. „Dermatoscopic features of hidradenitis suppurativa.“ Journal of the American Academy of Dermatology 76.6 (2017): 1117-1122.
  • 5 JAMA Dermatology. „Use of imaging in the diagnosis of hidradenitis suppurativa.“ JAMA Dermatology.
  • 6 Zuboulis, Christos C., et al. „Development and validation of the International Hidradenitis Suppurativa Severity Score System (IHS4), a novel dynamic scoring system to assess HS severity.“ Dermatology and Therapy 8.4 (2018): 509-518.
  • 7 Sartorius, Kristina, et al. „Recommendations for the evaluation of the severity of hidradenitis suppurativa: the Hidradenitis Suppurativa Clinical Response (HiSCR) Score and the Hidradenitis Suppurativa Severity Index (HSSI).“ Clinical, Cosmetic and Investigational Dermatology 12 (2019): 129-138.

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