Wunden bei Akne inversa: Was tun für eine optimierte Wundheilung?

Akne inversa | Akne inversa-Ratgeber
Entzündete Hautareale und offene Wunden sind häufige Symptome einer Akne inversa. Nicht selten ist auch eine operative Versorgung der betroffenen Stellen notwendig, die wiederum eine erneute Bildung von Wunden verursachen kann. Damit die Wunden gut heilen können, sollte eine optimale Versorgung durchgeführt werden. Doch wie sieht diese genau aus? Welche Arten von Wunden gibt es und kann eine Wundversorgung auch zu Hause durchgeführt werden? In diesem Beitrag erhältst du die wichtigsten Informationen rund um das Thema Wundheilung bei Akne inversa.
06.12.2024

Eine Wunde – was ist das überhaupt?

Als Wunden werden Verletzungen der Haut oder Schleimhaut bezeichnet, die durch äußere Einflüsse oder Erkrankungen entstehen können. Kennzeichnend ist eine Durchtrennung oder oberflächliche Beschädigung der Hautschichten, sodass die Schutzbarriere gestört ist und beispielsweise Keime ungehindert eindringen können. Hat man sich eine Wunde zugezogen, können zudem Schmerzen und/oder Mobilitätseinschränkungen die Folge sein. Die Wundheilung verläuft in der Regel in drei Phasen – der Reinigungsphase, Granulationsphase und letztendlich der Regenerationsphase. Werden diese Phasen komplikationslos durchlaufen und innerhalb von 2-3 Wochen abgeschlossen, wird von einer akuten Wunde gesprochen. Chronische Wunden heilen hingegen nicht komplikationslos innerhalb weniger Wochen ab. Sie zeigen häufig auch nach vier bis 12 Wochen noch keine Heilungstendenzen. In der Regel liegt diesen Wunden eine chronische Erkrankung zugrunde, die für eine gute Wundheilung ebenfalls behandelt sein sollte.1

Chronische Wunden bei Akne inversa

Akne inversa ist gekennzeichnet durch Knoten, Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen im Gewebe) und Fisteln (entzündete röhrenförmige Gänge, die sich u.a. aus einem Abszess entwickeln). Diese entzündlichen Hautveränderungen führen im Krankheitsverlauf oft zu teils irreversiblen Gewebezerstörungen. Chronische Wunden sind daher keine Seltenheit bei der Erkrankung. Wenn medikamentöse Therapien nicht mehr ausreichend ansprechen, ist oftmals eine chirurgische Behandlung zur Entfernung der Hautveränderungen nötig, in deren Folge kleinere oder größere Wunden entstehen. Wunden können jedoch nicht nur durch die operative Entfernung des betroffenen Gewebes entstehen – auch Abszesse, die aufplatzen, hinterlassen Wunden, die richtig versorgt werden müssen. Doch unabhängig von der Entstehung der Wunde ist eine optimale Wundversorgung das A und O, um Komplikationen wie beispielsweise Infektionen zu vermeiden.2,3

Versorgung der Wunden bei Akne inversa

Um die besten Voraussetzungen für eine gute Wundheilung zu schaffen, erfolgt die erste Wundversorgung immer in einer Praxis oder dem Krankenhaus. Denn die Versorgung chronischer Wunden ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch komplex und erfordert spezielles Fachwissen. Die Wunde wird gereinigt, desinfiziert und mit einer speziellen Wundauflage bzw. einem Wundverband abgedeckt, um erneute Verunreinigung zu vermeiden. Wie häufig der Wundverband gewechselt werden sollte, hängt von der Größe und Lage der Wunde, dem Heilungsverlauf sowie der gewählten Wundauflage ab.4,5,6

Arten der Wundversorgung

Bei der primären Wundversorgung wird eine akute, unkomplizierte Wunde gereinigt, desinfiziert und mit einer Wundauflage abgedeckt. Die Wundränder können direkt über die Ausbildung einer schmalen Narbe zusammenwachsen. Liegt jedoch eine größere Wunde mit einem hohen Gewebeverlust vor – wie dies häufig bei Akne inversa nach einem chirurgischen Eingriff der Fall ist – wird von einer sekundären Wundversorgung gesprochen. Hier können die Wundränder nicht direkt zusammenwachsen. Die Fläche muss vom Körper erst mit neuem Gewebe aufgefüllt werden.

Wundversorgung und unterstützende Pflege zu Hause

Die Wundversorgung kann unter bestimmten Voraussetzungen auch zu Hause fortgeführt werden. Ist das Selbstmanagement nicht möglich, können Angehörige, Vertraute oder speziell ausgebildete Pflegekräfte die Versorgung übernehmen. In jedem Fall ist eine intensive Schulung durch Fachpersonal notwendig.

Was benötige ich für eine Wundversorgung zu Hause?

⇒ Einmalhandschuhe
⇒ sterile Pinzette
⇒ Desinfektionsmittel bzw. Wundspüllösungen
⇒ sterile Kompressen
⇒ sterile, von der Ärztin bzw. dem Arzt verordnete Wundauflagen/Wundverbände

Wundversorgung und unterstützende Pflege zu Hause

Die genaue Durchführung der Wundversorgung sollte im Vorhinein mit geschultem Fachpersonal im Einzelnen besprochen werden. Das kann die/der behandelnde Dermatolog*in oder auch das entsprechende Klinikpersonal sein.

  • Infektionen vorbeugen: Bei einem Verbandswechsel muss auf hygienische Standards wie Desinfektion der Umgebung, Hände waschen und Tragen von Einmalhandschuhen geachtet werden, um das Eindringen von Keimen und Bakterien – und daraus folgend Infektionen – zu vermeiden. Daher sollte die Wunde beim Verbandswechsel nicht mit den Händen berührt werden. Bei der sogenannten Non-Touch-Technik wird das Verbandsmaterial nur mit der sterilen Pinzette angehoben und auf der Wunde platziert.
  • Reinigung und Desinfektion der Wunde: Bei jedem Verbandswechsel sollte der Zustand der Wunde begutachtet und diese bei Bedarf gereinigt und desinfiziert werden.
  • Regelmäßiger Verbandswechsel: Wie häufig die Wundauflage gewechselt werden soll, hängt von der Größe, Lage und dem Zustand der Wunde ab.
  • Reizungen vermeiden: Zusätzliche Reizungen können beispielsweise durch den Verzicht auf Wundauflagen mit Kleberand vermieden werden.
  • Regelmäßige Wundkontrolle: Bei jedem Verbandswechsel sollte die Wunde genau untersucht werden, um bei ersten Anzeichen einer Infektion sofort eine Ärztin bzw. einen Arzt aufsuchen zu können.
  • Optimierte Hautpflege: Salben oder Cremes sollten keine Duft- und Konservierungsstoffe enthalten, da Menschen mit chronischen Wunden häufig zu Kontaktallergien neigen.

Bei welchen Anzeichen sollte eine Ärztin bzw. ein Arzt aufgesucht werden?

Schmerzen, starke Rötungen, starkes Nässen, Eiterbildung oder ein unangenehmer Geruch können Anzeichen für eine Entzündung sein. In diesen Fällen sollte umgehend eine Ärztin bzw. ein Arzt aufgesucht werden.

Kurz und knapp: Was du zur Wundversorgung bei Akne inversa wissen musst

  • Chronische Wunden als häufige Herausforderung: Die entzündlichen Hautveränderungen bzw. deren operative Entfernung bei Akne inversa führen oft zu chronischen Wunden, die eine besonders intensive und langfristige Pflege benötigen.
  • Professionelle Erstversorgung: Die Erstversorgung deiner chronischen Wunde sollte stets durch Fachpersonal in einer Praxis oder einem Krankenhaus erfolgen.
  • Wundversorgung zu Hause: Nachdem geschultes Personal dir bzw. einer Person deines Vertrauens erklärt hat, wie die Wundversorgung durchgeführt wird, kann der Wechsel der Wundauflage auch zu Hause erfolgen.
  • Regelmäßige Wundkontrolle: Den Zustand der Wunde solltest du bei jedem Verbandswechsel überprüfen, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.
  • Ärztliche Abklärung: Wenn starke Rötung, Schmerzen oder ein unangenehmer Geruch auftreten, solltest du ärztlichen Rat einholen.
In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Akne inversa. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!
Quellen
  • 1 Streit M et al. Zeitschrift für Wundheilung, 2008; 3:159-166.
  • 2 Zouboulis C. et al S2k-Leitlinie zur Therapie der Hidradenitis suppurativa/Acne inversa. Aktuelle Dermatologie 2024; 50(01/02):30-83.
  • 3 Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie e.V. Akne inversa. Verfügbar unter: https://dgdc.de/akne-inversa.html (letzter Zugriff: Oktober 2024)
  • 4 Humphries, L. et al. (2016) J Plast Reconstr Aesthet Surg. 2016 Apr;69(4):554-66.
  • 5 5. Michelucci A et al. Health Sci Rep. 2023 Oct 9;6(10):e1582.
  • 6 6. Stumpfe MC et al. Front Surg. 2022 Jun 28:9:867487.
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