Vitiligo im Überblick: Erscheinungsformen, Symptome und mehr

Vitiligo | Vitiligo-Wissen

Nicht jede Vitiligo ist gleich. Es gibt verschiedene Erscheinungsformen, die sich in Größe, Häufigkeit, Form und Art der betroffenen Stellen unterscheiden. Doch welche Ausprägungen gibt es, was sind ihre Merkmale und gibt es noch andere Symptome außer der charakteristisch weißen Hauterscheinungen?

02.06.2024

Die Vielfalt der Vitiligo

Vitiligo kann in vier verschiedene Formen eingeteilt werden: die nicht-segmentale Vitiligo, die segmentale Vitiligo, die gemischte Form und die nicht klassifizierbare Form.1 Diese Einteilung ist wichtig, da sie die Prognose und Therapie beeinflussen kann.1

1. Nicht-segmentale Vitiligo (NSV): 1

Die nicht-segmentale Vitiligo ist die häufigste Form. Sie zeichnet sich durch symmetrische weiße Flecken (Depigmentierung) auf beiden Körperseiten aus. Betroffen sind häufig das Gesicht (insbesondere rund um den Mund), die Streckseiten der Extremitäten (Ellenbogen und Knie), Körperfalten (Achselhöhlen) sowie Schleimhäute. Auch die Haare bleiben in den entsprechenden Bereichen nicht von der Depigmentierung verschont. Die Ausbreitung der NSV ist langsam und unvorhersehbar. Die Flecken können größer werden und nach einer Therapie wieder auftreten. Die NSV hat mehrere Unterformen:2

  • Fokale Vitiligo: weiße Flecken auf eine bestimmte Region begrenzt
  • Akrofaziale Vitiligo: weiße Hauterscheinungen vor allem an den Körperenden (Hände und Füße) und dem Gesicht
  • Generalisierte Vitiligo: weiße Flecken über den ganzen Körper verteilt
  • Universelle Vitiligo: fast der gesamte Körper ist betroffen

2. Segmentale Vitiligo (SV): 1

Die segmentale Vitiligo ist seltener. Hier treten die weißen Flecken asymmetrisch nur auf einer Körperseite auf. Auch wenn sie sich auf einen oder mehrere Körperbereiche beschränkt, lässt sich dieser nicht vorhersagen. Die SV betrifft häufig auch die Haare, Wimpern und Brauen. Die SV-Betroffenen erkranken meist bereits im jungen Alter und die Erkrankung schreitet schneller voran. Allerdings kommt es hier häufig innerhalb eines Jahres nach Auftreten zu einem Stillstand der Erkrankung. Wenn es zu einer Abheilung von Herden (Repigmentierung) kommt, sind Rückfälle seltener als bei der NSV.

3. Gemischte Vitiligo: 1

Die gemischte Vitiligo ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine Mischform aus nicht-segmentaler und segmentaler Vitiligo. Dabei treten beide Formen gleichzeitig auf.

4. Nicht-klassifizierbare Vitiligo:

Zur nicht-klassifizierbaren Vitiligo gehören Erscheinungsformen, die sich keiner der beiden anderen Formen zuordnen lassen. Darunter fällt zum Beispiel die follikuläre Vitiligo, bei der hauptsächlich die Haarfollikel betroffen sind. Außerdem gehört die Vitiligo minor dazu, die bei dunklen Hauttypen vorkommt und durch eine unvollständige Weißfärbung der Haut mit gleichzeitig klassischen weißen Vitiligo-Flecken gekennzeichnet ist.1

Symptome einer Vitiligo

Das Hauptsymptom einer Vitiligo sind die scharf abgegrenzten weißen Flecken auf der Haut. Diese Flecken können unterschiedliche Größen und Formen haben und symmetrisch oder asymmetrisch verteilt sein. Häufig betroffene Bereiche sind je nach Erscheinungsform das Gesicht, Hände und Finger, Ellenbogen und Arme, Knie und Beine sowie der Genitalbereich.1
Auch die Schleimhäute und in den betroffenen Bereichen vorkommende Haare können betroffen sein. Gelegentlich lösen die Hauterscheinungen einen Juckreiz aus, weitere körperliche Symptome treten allerdings nicht auf. Schwerwiegender sind die psychischen Belastungen, die durch die sichtbaren Hautveränderungen entstehen können. Betroffene leiden oft unter Stigmatisierung und starker psychosozialer Belastung, was zu schweren psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörung führen kann.3,4

Tipp!

Du möchtest mehr über die Auswirkungen der Vitiligo auf die psychische Gesundheit erfahren? Dann lies dir den passende Ratgebertext durch und erfahre, wie chronische Hauterkrankungen den Betroffenen auch unter die Haut gehen.

Vitiligo und ihre Begleiter

Vitiligo kann zusammen mit anderen Erkrankungen auftreten. Besonders häufig sind:

Autoimmunerkrankungen: Menschen mit nicht-segmentaler Vitiligo haben ein erhöhtes Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen z.B. der Schilddrüse und Alopecia areata.1, Eine wissenschaftliche Studie zeigt, dass mehr als 60 % der Teilnehmenden mit Vitiligo mindestens eine dieser Krankheiten aufwies. Ob es auch Assoziationen zu Diabetes mellitus, Lupus erythematodes oder rheumatoider Arthritis gibt, ist noch nicht vollständig erforscht.1

Psychische Belastungen: Die sichtbaren Hauterscheinungen der Vitiligo können zu einem verminderten Selbstwertgefühl und zu psychosozialen Problemen führen, die schwere psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen verursachen können.3,4

Hauterkrankungen: Zusätzlich zur Vitiligo können Betroffene auch an anderen Hauterkrankungen wie Psoriasis (Schuppenflechte) und atopischer Dermatitis (Neurodermitis) leiden. Die gleichzeitige Präsenz von verschiedenen Hauterkrankungen kann die Behandlung komplexer machen und erfordert möglicherweise eine multidisziplinäre Herangehensweise.

Augenerkrankungen: Es gibt Hinweise auf ein höheres Risiko für Augenerkrankungen wie trockene Augen und Pigmentstörungen in Augen bei Menschen mit Vitiligo. Die genauen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Augenerkrankungen und Vitiligo sind aber noch nicht vollständig erforscht.7

Hinweis!

Entgegen der Vermutung haben Menschen mit Vitiligo kein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Dennoch sind die depigmentierten Stellen schwächer gegenüber UV-Strahlung geschützt, sodass eine regelmäßige Verwendung von Sonnenschutzmittel wichtig ist.

Kurz und knapp: Was du zur Diagnose und Behandlung bei Vitiligo wissen sollest

  • Die Unterscheidung der verschiedenen Vitiligo-Formen ist wichtig für den Verlauf und die Behandlung der Erkrankung.
  • Grundlegend können vier Erscheinungsformen unterschieden werden: die nicht-segmentale Vitiligo, die segmentale Vitiligo, die gemischte Vitiligo und die nicht-klassifizierbare Vitiligo.
    Hauptsymptom sind die weißen Flecken, die an verschiedenen Körperstellen auftreten können.
  • Vitiligo hat einen starken Einfluss auf die psychische Gesundheit. Betroffene leiden oft unter schweren psychischen Symptomen und Erkrankungen.
  • Vitiligo geht oft mit anderen Begleiterkrankungen einher. Daher sollten regelmäßige Untersuchungen bei der Dermatologin oder dem Dermatologen stattfinden. Nur so können Krankheiten erkannt und ein ganzheitlicher Behandlungsansatz verfolgt werden.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Vitiligo. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

Quellen
  • 1 S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Vitiligo 2021, AWMF-Registernummer: 013-093, https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-093l_S1_Diagnostik-Therapie-Vitiligo_2021-04.pdf [letzter Zugriff 14.05.2024]
  • 2 Ezzedine K et al. Pigment Cell Melanoma Res 2012;25: 527-9
  • 3 Bibeau K et al JAMA Dermatol 2023; 159(10): 1124-1128
  • 4 Ezzedine K et al Am J Clin Dermatol. 2021;22(6): 757-774
  • 5 Seneschal J et al. Handbook of vitiligo 2019;2: 125-39
  • 6 Silverberg NB Curr Opin Pediatr 2010; 22:445-52
  • 7 LeWitt T et al. BMC Ophtamologie 2023;23:120
  • 8 Paradisi A et al. J Am Acad Dermatol 2014;

Weitere interessante Artikel …